Grabungsprojekte und Forschung

Rettungsgrabung in Neundorf

Wir berichteten in der Vergangenheit bereits mehrfach: Bei den rund 40 keltischen Hügelgräbern zwischen Burg-Reuland und St. Vith handelt es sich um die letzten sichtbaren Zeugnisse der vorchristlichen bzw. vorrömischen Besiedelung der Eifel. Man datiert sie auf etwa 750 bis 100 vor Christus

Abbildung 1: Lage der drei Hügelgräber
"An der Lieg"
Abbildung 2: Bronzener Doppelkopf,
Höhe 2 cm, Seitenansicht

Als im Winter 2007 beim Archäologischen Dienst des Ministeriums die Nachricht einging, ein Bauvorhaben bedrohe die Existenz einer dieser historischen Stätten, war spontanes Handeln gefragt. In der Tat hatte ein Landwirt aus Neundorf den Antrag zum Bau großer Stallungen „An der Lieg“ auf der Anhöhe östlich von Neundorf eingereicht.Hier wie auf der anderen Straßenseite, „Auf der Lüh“, befinden sich Gruppen von Hügelgräbern, die schon im Jahre 1897 durch den Sankt Vither Heimatforscher Dr. H. Schiltz durchsucht wurden. Funde und Grabungsbericht fielen leider dem Bombenhagel des letzten Krieges zum Opfer.

Die Mitarbeiter des Archäologischen Dienstes standen also vor der Aufgabe, vor Baubeginn und bei winterlichem Wetter zu retten, was zu retten war, mit dem Risiko, dass die Hügelgräber im letzten bzw. vorletzten Jahrhundert schon einmal ausgegraben wurden. Die Grabung des ersten Hügels nahe der Straße Neundorf/Metz (Sankt Vith) bestätigte diese Vermutung schon bald. Immerhin konnten aber in der Mitte des Hügels noch deutliche Überreste einer Feuerbestattung freigelegt werden. Die Spuren glichen denen, die 2005 in Grüfflingen gefunden wurden: verbrannte Erde, Holzkohle und Asche, Knochensplitter und Tropfen geschmolzener Bronze.

Im zweiten und kleinsten Hügelgrab der gleiche Befund: eine Feuerstelle unmittelbar unter der Muttererde, ebenfalls stark gestört und wesentlich kleiner.Doch gerade dieser unscheinbare Fleck aus geröteter Erde und Holzkohleresten barg schließlich die erfreulichste Überraschung: In der dünnen Holzkohle- und Ascheschicht fand man neben den üblichen Knochen- und Bronzestückchen ein gut erhaltenes, fingerkuppengroßes bronzenes Figurendoppelköpfchen. Das Schmuckstück zeigt auf seiner intakteren Seite ein fein geschnittenes Gesicht mit perlenschnurartiger Umrandung und lupenfein gezeichnetem Haaransatz.

Auch der dritte, im Durchmesser 34 Meter große Hügel beinhaltete in seinem Zentrum eine mit acht Metern Durchmesser beeindruckend große Feuerstelle.Wie die beiden anderen war auch diese Fläche von Eingriffen beschädigt worden - dies aber zur freudigen Überraschung der Archäologen in der ziemlich eindeutigen Form und Größe zweier nachträglich eingelassener Erdgräber.

In dem einen Grab fanden sich noch vier relativ gut erhaltene Zähne und einige kleine Knochenreste. Das zweite war zur Hälfte zerstört, doch auch hier war die Position des Leichnams noch deutlich zu erkennen, da größere Knochenreste die Zeit überdauert hatten.Vor Abschluss aller Untersuchungen lässt sich schon sagen, dass die Grabung der drei Hügelgräber in Neundorf einige erfreuliche Ergebnisse erbracht hat: Einerseits den für die nördliche Gruppe der Ardenner Hügelgräber seltenen Befund einer Doppelbestattung in ein und demselben Hügelgrab (wobei die genaue Datierung der beiden Körpergräber noch abzuwarten ist), und andererseits den Fund eines äußerst seltenen figürlichen Schmuckobjektes.

Abbildung 3: Zeichnung Hügelgrab
03. Dunkelgrau: Feuerstelle;
in Hellgrau darin die beiden Erdgräber.