Ein Blick in die Geschichte der Bierkultur

Für den nördlichen Teil der heutigen Deutschsprachigen Gemeinschaft, das Eupener Land, lassen sich Bierbraustätten bis ins Mittelalter nachweisen. In den späteren Jahrhunderten entstanden neben gewerblichen Brauereien auch immer mehr Hausbrauereien, sodass das Bier zum Volksnahrungsmittel avancierte.

Im 18. Jahrhundert gab es allein in Eupen zehn Brauer, die damals vor allem Braunbiere, aber auch helle Biere herstellten – wenn auch noch nicht in der heute üblichen Qualität. Die Zahl der Brauer reduzierte sich allerdings in den nachfolgenden Jahrzehnten und  zum Ausgang des 19. Jahrhunderts blieb die Eupener Bier-Brauerei in der gesamten heutigen Deutschsprachigen Gemeinschaft als einzige übrig. (G. Loup: Bierbrauen in Eupen. In: Geschichtliches Eupen, Ausgabe 19, S. 27-48. Grenz-Echo-Verlag 1985). Doch auch diese Brauerei musste in den 1990er Jahren geschlossen werden, und so sind ihre heute noch bestehenden Eiskeller die letzten in Eupen verbliebenden Überreste früherer Brautätigkeiten.

Auch im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft, also der belgischen Eifel, wurde wenigstens um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Bier gebraut. So gab es eine Brauerei im ehemaligen Hof zu Bütgenbach (heute ist hier ein Seniorenheim untergebracht), die ein helles, trübes Bier aus Hopfen und Gerstenmalz braute. Dieses Bier wurde in der gesamten Nordeifel und sogar bis nach Recht ausgeliefert (C. Kirch: Als in Bütgenbach Bier gebraut und Schnaps gebrannt wurde. In: Zwischen Venn und Schneifel, Nummer 10, S. 87-93. Verlag „Zwischen Venn und Schneifel“ 1970). Davon, dass es auch im Süden der belgischen Eifel einen Braubetrieb gegeben hat, zeugt heute noch die St. Vither Brauhausstraße.

Entwicklung zur heutigen Bierkultur

Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein beschränkte sich die Bierkultur in Ostbelgien sowohl bei privaten Feiern als auch in der Öffentlichkeit vornehmlich auf den Konsum von Pilsbieren der großen belgischen Hersteller, die das hiesige Bierangebot immer noch dominieren.

Allerdings zeichnet sich seit einigen Jahrzehnten ein deutlicher Trend hin zum diversifizierten Bierkonsum ab. Verlangt wird immer häufiger Spezialbier, das sich geschmacklich, aber auch hinsichtlich des Alkoholgehalts von den üblichen Pilsbieren unterscheidet. Diese beiden Faktoren (der vergleichsweise intensive Geschmack und der höhere Alkoholgehalt) sind wohl auch ausschlaggebend dafür, dass dieses Bier nicht als alltägliches Tafelbier getrunken wird, sondern vielmehr als langsam und gemütlich zu genießendes Qualitätslebensmittel gilt.