Das Schützenwesen in Ostbelgien

Darstellende Künste, mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum sowie Fachwissen über traditionelle Handwerkstechniken – all das gehört zum immateriellen Kulturerbe. Aber auch gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste wie das Schützenwesen in Ostbelgien. Mit seinen Schützenvereinen, Schützenbruderschaften, Schützengilden und Schützenverbänden ist es hierzulande ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens.

Mehr als 2000 Mitglieder

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie fest das Schützenwesen in den Dörfern, Städten und Gemeinden verankert ist. Allein in Ostbelgien und Umgebung sind drei Schützenverbände aktiv:

  • Der Schützenverband Malmedy & St. Vith mit 500 Mitgliedern in 13 Vereinen
  • Der Ostbelgische Stangenschützenverband mit 1105 Mitgliedern in 28 Vereinen
  • Die Fédération des Carabinieres de la Frontière mit 435 Mitgliedern in 14 Vereinen

Darüber hinaus gibt es einige historische Schützenvereine, welche nicht einem Verband angeschlossen sind.

800-jährige Tradition

Das Schützenwesen in Ostbelgien hat seinen Ursprung im 12. Jahrhundert, zu einer Zeit, in der die staatliche Ordnung die Sicherheit der Bürger nicht garantieren konnte. So fanden sich in vielen Gebieten Vereinigungen zusammen, die diese Aufgabe stattdessen übernahmen. Die Geburtsstunde der Schützenvereine!

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das „Schützen“ der Bürger zur Staatsaufgabe. Viele Schützenvereine blieben dennoch bestehen. Mit zahlreichen symbolhaften Bräuchen erinnern sie weiterhin an längst vergessene Zeiten. Im Zentrum steht das jährlich stattfindende Schützenfest als lokales Volksfest. Königsvogelschießen, Umzüge und Paraden zu Ehren des Schützenkönigs stehen dann auf dem Programm.

Doch die Aktivitäten der jeweiligen Vereine prägen das gesamte Jahr. So sind vielerorts die Schützengesellschaften auch die Träger des Gemeinschafts- und Dorflebens. Sie organisieren Veranstaltungen wie das Kirchweihfest, Karnevalsfeiern, Maifeiern, Martinsumzüge und den Weihnachtsmarkt. Auch sozial-karitatives Engagement ist wesentlicher Bestandteil der Arbeit in Schützenvereinen sowie deren Präsenz bei anderen Festen und Traditionen. Die Förderung des Schießsports nach einheitlichen Richtlinien ist ein weiteres Anliegen der Schützenvereine.

Sprung in die Moderne

Trotz aller Tradition versuchen die Schützenvereine, am Puls der Zeit zu bleiben. Heutzutage stehen sie daher allen Geschlechtern und allen religiösen Ausrichtungen offen. Die Verbände bemühen sich außerdem, durch diverse Maßnahmen das Brauchtum zu bewahren. Es werden verschiedene Aktivitäten angeboten:

  • Ausbildungskurse für Jugendliche
  • Jugendmeisterschaften
  • Verbandsmeisterschaften
  • Lehrgänge zum Schießmeister mit Erste-Hilfe-Kursen
  • Vereinsführung
  • gesetzliche Maßnahmen für Vereine